Johannes a Lasco Bibliothek und Große Kirche in Emden

Auf der Aufnahme ist die Große Kirche in Emden zu sehen. In ihren Räumlichkeiten ist die Johannes a Lasco Bibliothek untergebracht, die auf das Archiv und die seit 1559 bestehende Büchersammlung der reformierten Gemeinde Emden zurückgeht. Sie dient mittlerweile als öffentliche Bibliothek, die sich insbesondere mit der Geschichte und Theologie des reformierten Protestantismus befasst. Weitere Themengebiete vor Ort sind die Konfessionsgeschichte der Frühen Neuzeit sowie die Landesgeschichte Ostfrieslands. Die Bibliothek gilt als die bedeutendste ihrer Art. Ihr Name basiert auf dem aus Polen stammenden Reformator Johannes a Lasco zurück, der von 1540 bis 1555 in Emden tätig war.

Die den Heiligen Cosmas und Damian geweihte Große Kirche blickt auf eine bewegte Geschichte zurück, die bis ins 9. Jahrhundert reicht. Sie ist eng mit der Gründung der Stadt als damalige Handelssiedlung verbunden, die sich am rechten Ufer der Ems auf einer bis zu sechs Meter hohen Langwarft befand. Zu dieser zählte wahrscheinlich auch ein im Westen gelegenes Bestattungsfeld, das auf einem eigenen Siedlungshügel angelegt war. Dort befand sich zudem eine kleine Holzkirche.

An dieser Stelle entstand dann um 1200 ein romanischer einschiffiger Backsteinbau, der auch über einen Westturm verfügte. Im 13. und 14. Jahrhundert erfolgten an der Kirche umfassende Erweiterungen. Unter anderem entstand ein kreuzförmiger Bau, an den später zwei Seitenschiffe hinzugefügt wurden. Noch vor Beginn des 15. Jahrhunderts wurde das Gotteshaus zu einer dreischiffigen Hallenkirche ausgebaut. 1403 fiel das Gebäude durch eine verheerende Sturmflut schweren Zerstörungen zum Opfer, sein Wiederaufbau fand bis 1453 statt. Weitere Umbauten und Erweiterungen folgten. Das Gotteshaus hatte vor allem während der Reformation einen hohen Bedeutungsgrad. In dieser Zeit hob sich die Stadt durch religiöse Liberalität in besonderer Weise hervor. 1520 fand in der Großen Kirche erste evangelische Gottesdienst statt. Auch war sie der Ort weiterer bedeutender Ereignisse, wie beispielsweise die von Melchior Hoffmann durchgeführte Taufe von 300 Erwachsenen in einem Vorraum des Bauwerks. Diese markierte den Beginn der Täuferbewegung in Nordwestdeutschland und den Niederlanden.

Im Dezember 1943 fiel die Große Kirche bei einem Bombenangriff schweren Zerstörungen zum Opfer, ein erster Wiederaufbau erfolgte von 1948 bis 1949. Der Turm wurde jedoch erst zwischen 1965 und 1966 wiedererrichtet. Allerdings blieb der größte Teil des einstigen Gotteshauses eine Ruine, deren Dach weiterhin zerstört war. Erst in den 1980er Jahren erhielt das Gebäude ein Notdach. 1992 wurde dann das Fundament für die Errichtung der Johannes a Lasco Bibliothek gelegt, deren Eröffnung im Jahr 1995 stattfand.