Hölderlinturm in Tübingen

Der Hölderlinturm gilt als eine der bekanntesten Gedenkstätten sowie als eines der Wahrzeichen von Tübingen. Erbaut wurde er im späten 18. Jahrhundert auf einem früheren Wehrturmsockel der Stadtbefestigung. Das markante Bauwerk wurde nach dem berühmten Dichter Friedrich Hölderlin benannt, der gemeinsam mit Hegel und Schelling im Evangelischen Stift in Tübingen studierte. Schon während seiner Studienzeit schrieb dieser Gedichte und schlug anschließend eine Laufbahn als Hauslehrer und freier Schriftsteller ein.

1806 brachte man ihn wegen geistiger Verwirrung in die erste Tübinger Universitätsklinik. Dort wurde er nach 231 Tagen als unheilbar krank diagnostiziert. Schließlich nahm der Schreinermeister Ernst Zimmer den Dichter in seinem Turm auf. Dort wurde er von dessen Tochter Lotte bis zu seinem Tod 1843 gepflegt. Während der insgesamt 36 Jahre im Turm schrieb Hölderlin weiterhin Gedichte, meist unter dem Pseudonym Scardanelli. Bei den Tübinger Studenten war der Schriftsteller hoch angesehen, so dass ihn diese gerne in seinem Domizil aufsuchten.

1875 fiel der Hölderlinturm einem schweren Brand zum Opfer. Nicht lange danach wurde auf seinen Fundamenten ein neuer Turm mit spitzerem Dach und einem angrenzenden Haus aufgebaut. Mit Unterstützung der "Vereinigung zur Erhaltung und Erwerbung des Hölderlinturms" kaufte die Stadt Tübingen im Jahr 1921 das Haus. Bei den 1984 erfolgten Sanierungen gestaltete man das Innere des Bauwerks nach dem Vorbild zu Hölderlins Zeiten. Eine erneute grundlegende Renovierung des Gebäudes fand zwischen 2017 und 2020 statt. Im Turm sowie im benachbarten Haus ist heute das Hölderlin-Museum mit einer Dauerausstellung sowie einer Bibliothek untergebracht. Des Weiteren finden vor Ort in regelmäßigen Abständen Sonderausstellungen statt. Der Hölderlinturm wird von der Stadt Tübingen in enger Zusammenarbeit mit der 1943 ins Leben gerufenen Hölderlin-Gesellschaft verwaltet.